Natürliche
In der Natur ist die Selektion ausschließlich auf Arterhalt ausgerichtet. So werden Eigenschaften, die notwendig sind, um das Überleben einer Art zu ermöglichen, besonders ausgeprägt. Dies geschieht natürlich im Wechselspiel mit der Umwelt und den Umweltbedingungen.
Züchterische Maßnahmen sind im Grundsatz gegen die Natur und übergeordnet an den Bedürfnissen des Menschen orientiert.
Innerhalb der Zucht und Selektion wurden bestimmte Eigenschaften der Bienen gestärkt. Die gewünschten Eigenschaften traditioneller Zuchtziele sind Schwarmträgheit, hoher Honigertrag, Sanftmut, geringe Tendenz zum Verkitten der Waben und ausgeprägtes Bruthygieneverhalten. Diese Ziele wurden zu sehr ausgereizt und die Vitalität und Gesundheit der Bienen als Basis unterschätzt.
So ist es immens wichtig, dass die Bienen eine gute Propolis für sich gewährleisten können. Propolis ist eines der stärksten Antibiotika und Bienen schaffen sich mithilfe der Propolis eine Grundvoraussetzung für die eigene Nesthygiene. Wir haben die Möglichkeit, das soziale Immunitätsverhalten und das Bruthygieneverhalten zu testen. Das Selektionsprotokoll beginnt bei der Testung des Hygieneverhaltens, es folgt ein Virenscreening und letztlich werden die Bienen unter permanentem Varroabefallsmonitoring sich selbst überlassen. Dieser Überlebenstest, der unter Beachtung des Einflusses der Bestandsdichte durchgeführt wird, wird selbstverständlich mit einem Monitoring versehen, sodass kurz vor Erreichen einer unumkehrbaren Situation die Tiere herausgenommen werden können/eingegriffen werden kann. So werden die ca. 5-10% der Bienenvölker, die eine starke Veranlagung der gewünschten Eigenschaften zum Selbsterhalt ohne menschliche Unterstützung in sich tragen, identifiziert. Der pinTest mit dem Weimarer Nadelstempel, der das Hygieneverhalten überprüft, ist demnach der Schlüssel zu diesem Erkenntnisgewinn.
Die Bestandsdichte der Bienenvölker und die Art der Betriebshaltungen sind maßgebliche Einflussfaktoren, wenn wir über eine artgerechte Bienenhaltung sprechen. Bienenvölker haben prinzipiell durch ihre Genetik, ihr Schwarmverhalten und der Diversität der Natur als Grundvoraussetzung, denn diese bieten Antagonisten in der Vielfältigkeit der Pollen, eigene Kräfte zur Abwehr von Milben und Viren. Durch Monokulturen in unserer Natur, Umweltverschmutzung, Medikamentenabhängigkeit sowie Zucht- und Selektionseingriffe wurden diese teilweise unterdrückt.
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Ethische und moralische Aspekte
Durch eine prophylaktische Medikamentengabe und eine vielfache Überzüchtung sind die Selbstheilungskräfte der Bienenvölker nicht mehr sichtbar. Als Imker wissen wir demnach nicht, welche Bienenvölker tatsächlich die gewünschten Eigenschaften enthalten.
Außerdem zerstören wir durch den Einsatz vieler Medikamente das Immunsystem im Darm der Biene und schwächen sie damit. Zusätzlich werden Bienenvölker meist nach der Honigernte medikamentös behandelt, was wiederum zu spät sein kann, um eine gesunde Winterbienenpopulation aufzubauen.
Wichtig zu sagen ist, dass ein Bienenvolk im Jahre 1985 bei ca. 6000 Varroamilben zusammenbrach, im Jahre 2009 bei ca. 2200 (Vortrag von Wolfgang Ritter, 30 Jahre Varroamilbe). Diese Zahlen verdeutlichen die Einbußen der Selbstheilungskräfte und Abwehrkräfte der Bienenvölker.
Eine der größten Bedrohungen der Bienen stellen noch immer die Varroamilbe und die damit einhergehende Verbreitung von Viren dar.
Bei der Durchführung eines pinTests werden bis zu 50 Puppen verletzt oder getötet. Das wollen wir nicht kleinreden, sondern mit den Alternativen vergleichen.
Die Anwendung eines Drohnenschnitts ist eine gängige Methode zur Bekämpfung der Varroamilbe. Dabei werden unter Umständen mehr als tausend ungeschlüpfte Drohnen mit der Varroamilbe, dem Brutkörper entnommen und vernichtet.
Eine Alternative zur Bekämpfung der Varroamilbe ist die totale Brutentnahme (TBE) zur Schwarmsimulation.
Eine weitere weit verbreitete Möglichkeit ist die prophylaktische medikamentöse Behandlung der Bienenvölker. Die bringt allerdings keine Veränderung und die genannten Nachteile mit sich.
Es besteht auch die Möglichkeit, die medikamentengestützten Behandlungen einzustellen und einen Verlust von 80% bis 90% der Bienenvölker in Kauf zu nehmen.
Unser Ziel ist eine Behandlung, die an Schadschwellen orientiert ist und keine reine Prophylaxe. Dazu müssen wir zulassen, dass der Status und Veränderungen sichtbar werden.
Unser Ziel ist eine vermehrte Varroatoleranz in Bienenvölkern und eine geringere Medikamentengabe. Die Testung des Bruthygieneverhaltens bringt uns Informationen zum HYG+ und VSH und ermöglicht eine schadschwellenorientierte Behandlung. Der Weimarer Nadelstempel ermöglicht eine effiziente Testung der Bruthygiene und ist ein erster Schritt, um unser Ziel zu erreichen. Wir als Imker können die Situation der Bienen in Eigenverantwortung deutlich verbessern.
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