Nachdem der Test nach Anleitung durchgeführt und die Ausgangssituation fotografiert wurde, wird die markierte Wabe nach ca. 6 Stunden erneut vorsichtig gezogen und ein weiteres Foto von der Wabe gemacht.
Weitere Fotos werden 12 und 24 Stunden nach der Durchführung gemacht.
Anhand der Fotos werden die offenen und geräumten Zellen gezählt und in einen zeitlichen Kontext gesetzt.
Weitere Informationen
Mögliche Ergebnisse
Für die Auswertung werden folgende Kennzahlen benötigt:
Ab wann sind die Zellen geöffnet?
Wann sind die Zellen „komplett“ ausgeräumt?
Wie viele Zellen sind ausgeräumt?
Der prozentuale Anteil der geräumten Zellen wird wie folgt interpretiert:
30% – 40% –> wenig Räumung
80% – 100% –> ausgeprägte Räumung
Nach 6 Stunden können die Zellen teilweise oder komplett ausgeräumt sein. Ebenso kann ein Bienenvolk nach 12-24 Stunden wenig oder eine ausgeprägte Bruthygiene zeigen.
Mögliche Ergebnisse:
Wenig Räumung nach 6 Stunden
Viel Räumung nach 6 Stunden
Wenig Räumung nach 12/24 Stunden
Viel Räumung nach 12/24 Stunden
Schlussfolgerungen
Eine schnelle Räumung zeigt insgesamt ein ausgeprägtes Hygieneverhalten.
Mögliche Gründe hierfür sind zum einen die ausgeprägte genetische Anlage oder aber auch das Training bei erhöhtem Krankheitseinfluss.
Bei wenig Räumung (30%-40%) nach 6 Stunden wird abgewartet und zunächst keine Schlussfolgerung gezogen. Weitere Informationen finden Sie sowohl hier als auch in der Masterarbeit von Martin Richard Buchegger.
Bei einer kompletten Räumung (80%-100%) nach 6 Stunden muss der Grund für die schnelle Räumung identifiziert werden. Handelt es sich um eine ausgeprägte genetische Anlage oder um ein trainiertes Volk, welches unter erhöhtem Krankheitseinfluss leidet.
Bei wenig Räumung (30%-40%) nach 12 bis 24 Stunden wird sichtbar, dass die genetische Anlage für Bruthygiene vorhanden ist, im nächsten Erbgang aber erhalten und auch addiert werden muss.
Zu den züchterischen Möglichkeiten, die sich durch den additiven Erbgang ergeben, finden Sie hier weitere Infos.
Bei einer kompletten Räumung (80%-100%) nach spätestens 24 Stunden kann von einer ausgeprägten genetischen Anlage zur Bruthygiene ausgegangen werden.
Um die Anlage zur Bruthygiene zu erhalten, empfehlen wir ebenfalls, die züchterischen Möglichkeiten aufgrund des additiven Erbgangs in den Handlungsanweisungen zu beachten.
Einflussfaktoren
Außer den genetischen Einflussfaktoren auf die Bruthygiene und das Testergebnis des Pin-Tests gibt es weitere innere und äußere Stressfaktoren, die das Ergebnis beeinflussen können. Die Menge der Bienen ist nur sekundär ausschlaggebend, wenn es sich um ein lebensfähiges Volk handelt. Das Ergebnis eines pinTests ist eine Momentaufnahme, weswegen anzuraten ist, dieser unter unterschiedlichen Bedingungen zu wiederholen.
Das Testergebnis kann bei extremer Außentemperatur verfälscht werden, da sich beispielsweise bei extremer Hitze eine Vielzahl der Bienen außerhalb der Beute befinden und eine reduzierte Brutpflege betreiben.
Außerdem verfallen Bienen in der Volltracht der Blüten (z.B. von Raps) in einen sogenannten Trachtrausch und betreiben ebenfalls reduzierte Pflegemaßnahmen in der Beute.
Bei erhöhtem Krankheitsdruck (Panik VSH, Panik HYG+), kurz vor einem Kollaps des Volkes, wird als letzte Erhaltungsmaßnahme das Abschwärmen folgen und das Volk kurz davor alle Brutzellen in Panik öffnen. Gesucht werden aber sensiblere Bienen, die bei beginnendem oder geringem Krankheitsdruck bereits Ausräumen.
Die Störung der Bienen von außen, z.B. durch den Menschen oder durch Bienen fremder Völker und eventuellem Krankheitseinfluss von außen, gilt ebenfalls als Stressfaktor und zählt als Einflussfaktor.
Das Alter der Puppen zum Zeitpunkt der Testung ist zusätzlich relevant. Die AG-Toleranzzucht empfiehlt eine Testung im Brutstadium Red Eye und Purple Eye. Das gleichmäßige Erscheinungsbild der Zelldeckel und eine diagonale Testung können als Anhaltspunkt für gleiches Brutstadium der einzelnen Puppen genutzt werden.
Zu welcher Tageszeit die Testung erfolgt, beeinflusst das Testergebnis aufgrund des unterschiedlichen Verhaltens der Bienen. In der Nacht befinden sich alle Bienen in der Beute, während am Tag die Bienen aktiv sind. Um vergleichbare Ergebnisse zu generieren, sollte der Test immer zur gleichen Zeit durchgeführt werden.
Bei doppelter Testung wird an jeweils unterschiedlichen Stellen der Wabe getestet, um den Lerneffekt zu kontrollieren.
Auch bei genetischen Anfälligkeit auf Krankheiten stellt sich ein Lerneffekt ein, weil allgemein mehr Räumung in der Beute stattfindet.
Das organische Material (Hämolymphe), welche über die Nadel eventuell auch an den Zelldeckel gelangt, hat keinen verfälschenden Einfluss auf das Ergebnis des pinTests.
Allerdings kann eine Verunreinigung der Nadeln durch falsche Reinigung und ungeeignetes Desinfektionsmittel das Testergebnis verfälschen. Achten Sie deswegen besonders darauf, dass Sie ein Desinfektionsmittel nutzen, welches ohne Vergällungsmittel auskommt.
Handlungsanweisungen
Die Heritabilität (Erblichkeit) für das Bruthygieneverhalten sowie auch für das VSH (Varroa Sensitive Hygiene) beruht auf der Grundlage eines rezessiven und additiven/quantitativen Erbgangs. Für die Praxis bedeutet das, dass sowohl Väter (Drohnen) und Mütter (jungfräuliche) benötigt werden, um Eigenschaften aufzubauen oder zu erhalten. Dabei ist für die Räumungsgeschwindigkeit ausschlaggebend, wie viele Drohnen die notwendigen Eigenschaften an die zukünftige Mutter weitergeben, da diese bekanntlich von 15-20 verschiedenen Drohnen begattet wird und die Erbinformationen für ihr gesamtes Leben in der Samenblase speichert.
Die qualitativen Eigenschaften, die das Hygieneverhalten phänologisch (sichtbar) für uns machen, beruhen genologisch (verankerte Erbinformationen) auf den Merkmalen des Erkennens, Öffnens und Ausräumens der Brutzellen. Bei einer sichtbaren Räumung von 30% der Zellen könnte beispielsweise nur 5% genetische Erbinformation zum Hygieneverhalten vorhanden sein. Um die Erbinformation der Bruthygiene in die Völker zu bringen, sind mehrere Anpaarungen mit Drohnen, die 80%-100% Ausräumverhalten zeigen, anzuraten, damit das genologische Merkmal gestärkt und sichtbar gemacht werden kann.
Es muss folglich beobachtet werden, welche Eigenschaften fehlen oder wenig ausgeprägt zu sein scheinen, um mithilfe instrumenteller Besamung oder mit entsprechender Anpaarung auf einer Belegstelle diese hinzufügen zu können. Dabei ist darauf zu achten, dass die drohnenspendenden Vatervölker ebenso in dieser Eigenschaftsauswahl angepaart und auf diese Eigenschaften kontrolliert wurden.
Auf den Belegstellen, die wir betreiben, liefern wir die Daten zur Bruthygiene und zum Virusdruck. Als Dienstleister ist das eine Selbstverständlichkeit für uns.
Wenn Sie sich tiefer mit den Themen der kontrollierten Anpaarung, der Samenblase und dem additiven Erbgang der Bienen beschäftigen möchten, finden Sie hier unsere Schulungen zu genau diesen Themen.
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Sichtbar werden folgende Möglichkeiten des Bruthygieneverhaltens:
Es wurde nichts geräumt:
Mit diesem Volk ist nicht anzuraten nachzuziehen (F1), obwohl es sicherlich in einem langwierigen Prozess ebenfalls möglich ist, Eigenschaften der Bruthygiene über die Drohnenseite in der Population hinzuzufügen.
Es wurde wenig geräumt:
Die Erbanlage zum Hygieneverhalten scheint in der Population vorhanden zu sein. Hier ist wichtig, herauszufinden, welche Eigenschaften (Erkennen, Aufmachen oder Ausräumen) nicht oder wenig ausgeprägt sind, um über Drohnen die fehlenden Eigenschaften hinzufügen zu können.
Besuchen Sie eine Belegstelle, die genaue Daten über die Eigenschaften der Drohnenvölker hinsichtlich HYG+ oder VSH liefert. Weitere Infos zum Zusammenhang von HYG+ und VSH finden Sie hier.
Es wurde viel geräumt:
Die Aufgabe besteht hier in der Stabilisierung und Erhaltung der Eigenschaften.
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Bei geringer oder ausgeprägter Räumung raten wir zu einem Besuch einer Belegstelle, um weitere Vermehrungen zu planen, die gewünschten Eigenschaften hinzuzufügen oder zu erhalten. Achten Sie dabei auf die Informationen und Daten über die Eigenschaften der Drohnenvölker hinsichtlich HYG+ oder VSH, die eine Belegstelle bereitstellt.
Weitere Infos zum Zusammenhang von HYG+ und VSH finden Sie hier.
Allgemein ist ein Screening hinsichtlich Virendruck und Nosemadruck (DWV-B, SBV, CPBV) anzuraten, wenn teilweise oder ausgeprägte Bruthygiene sichtbar ist.
Angeboten werden Screenings in Bieneninstitute, Tiergesundheitsdiensten oder Landwirtschaftsministerien. Informieren Sie sich bei den Tiergesundheitsdiensten der Ministerien oder in Imkervereinen über die Förderfähigkeit dieser Maßnahmen.
Grundsätzlich werden Maßnahmen in der Bienenzucht zur Förderung der Tiergesundheit von den jeweiligen Tiergesundheitsdiensten der Länder oder den Landesämter für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit öffentlichen Geldern gefördert. Bitte kontaktieren Sie die entsprechenden Stellen oder Tiergesundheitsdiensten (TGD Bayern Andreas Schierling, TGD Mecklenburg Vorpommern Tobias Dittmann).
Für ein tieferes Verständnis zum Thema Festigung und Selektion der Hygieneeigenschaften bieten wir Schulungen an und können folgendes Buch empfehlen: Königinnenzucht und Genetik von Eigil Holm
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